Draw

Wegen des Draws bin ich Golflehrer geworden. Genauer gesagt: wegen meiner Unfähigkeit, einen zu schlagen. Ein Draw ist ein Schlag, bei dem der Ball rechts von der Ausrichtung startet und nach links ins Ziel zurückdreht. Gelingt Ihnen nur das Gegenteil — sprich: Fades, Pull-Slices und manchmal auch ein Pull-Hook —, interessiert Sie sicher meine Lösung.

Nehmen wir als Beispiel einen Draw mit dem Driver: Der Ball soll in Richtung der rechten Fairwaykante starten und in der Mitte der Bahn landen. Sie wissen sicher, dass der Driver beim Draw von innen nach außen durch den Ball schwingen muss. Ich verrate Ihnen, wie viel: ungefähr sechs Grad. So startet der Ball 15 Meter rechts vom Ziel, die richtige Stellung der Schlagfläche vorausgesetzt.

Ein Draw ist ein Schlag, bei dem der Ball rechts von der Ausrichtung startet und nach links ins Ziel zurückdreht. Der Draw hat deutlich weniger Rückwärtsdrall als der Fade und fliegt deshalb bei gleicher Schlägerkopfgeschwindigkeit 10 bis 15 Meter weiter.

Aber wie steht die Schlagfläche idealerweise: Zeigt sie zum Ziel, nach links, gar nach rechts? Die überraschende Antwort lautet: weit nach rechts. Vier Grad. Bei einem Golfschwung mit neutraler Schwungbahn würde diese Schlagflächenstellung einen 30-Meter-Slice produzieren. Bei einer Schwungbahn von sechs Grad innen-außen steht die vier Grad offene Schlagfläche zwei Grad geschlossen zur Schwungbahn. Das reicht, um den Ball 15 Meter nach links kurven zu lassen.

Eine im Treffmoment rechts ausgerichtete Schlagfläche hilft allerdings nur, wenn die Schwungbahn noch weiter nach rechts verläuft. Beginnen Sie die Korrektur Ihres Golfschwunges deshalb mit der Schwungbahn. Sobald diese stimmt, können Sie am Ballflug ablesen, ob und wie weit die Schlagfläche noch zu offen ist.

Wie erzielen Sie beim Training eine Schwungbahn, die sechs Grad von innen nach außen verläuft?

Die Standard-Antwort lautet: Hüften mehr, Schultern weniger drehen. So habe ich es vor 30 Jahren versucht, aber es hat nicht geklappt. Es fällt mir schwer, das zuzugeben, aber bei hunderten von Schülern in meiner Lehrzeit hat es mit den gleichen Anweisungen auch nicht funktioniert. Mit der folgenden Korrektur klappt es. In meinem Unterricht garantiere ich sogar, dass ich Ihnen einen Draw in 50 Minuten beibringe.

Der Körper ist nur mittelbar mit dem Schläger verbunden. Arme und Handgelenke hingegen haben unmittelbaren Einfluss auf Schaft und Schlagfläche. Der Trick besteht deshalb darin, die Unterarme im Abschwung anders als gewohnt zu bewegen: In der ersten Hälfte des Abschwungs rotieren Sie die Arme entgegen dem Uhrzeigersinn, sodass der Schlägerkopf unglaublich weit hinter Ihnen bleibt.

Für den Draw ist nicht nur wichtig, dass der Schläger in diesem Bild im grünen Bereich ist; idealerweise wird er sogar noch flacher, das heißt, ein Bild später ist der Schläger noch tiefer im Grünen.

Einen geglückten Versuch ohne Armrotation erkennen Sie daran, dass die rechte Hand immer hinter der linken bleibt. Erst wenn der Schaft von vorne gesehen 90 Grad vom Ball entfernt ist, darf die Rechte vor die Linke kommen.

Bis zu diesem Punkt bleibt die rechte Hand hinter der linken, sodass der Schlägerkopf auch in dieser Position noch deutlich unter der Treffmoment-Ebene ist (blaue Linie).

Bleibt die rechte Hand hinter der linken, ist auch der Schlägerkopf weit hinter dem Körper. Das klingt einfacher als es ist, denn das Gefühl bei dieser Bewegung ist furchterregend. Sie haben den Eindruck, der Schlägerkopf könne unmöglich an den Ball kommen, wenn er so lange hinter dem Körper bleibt. Diese Angst gilt es zu überwinden. Sobald ein paar Treffer gelingen, verschwindet sie auch wieder.

Damit das Abflachen des Schlägers gelingt, braucht man Feedback: sofort, akkurat und relevant. Eine Rohrisolierung aus Schaumstoff bietet das.

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Um einer möglichen Erstverschlechterung vorzubeugen, empfehle ich den Einsatz eines Tees, auch beim Eisen. Wer eine Weile von außen an den Ball gekommen ist, hätte ohne Ausgleichsbewegungen zu tief in den Boden geschlagen. Aus diesem Grund haben sich unbewusst Bewegungen zur Bodenvermeidung eingeschlichen: Arme beugen, Schulter hochziehen, Oberkörper aufrichten, auf die Zehenspitzen steigen oder Ähnliches. Diese Bewegungen verschwinden nach einer Weile von allein, aber nicht während der ersten fünf Schläge. Ohne Tee würden Sie andernfalls oft dünn treffen oder toppen. Mit Tee sehen Sie zumindest den Draw. Sobald dieser ein paar Mal glückt, können Sie den Ball schrittweise tiefer aufteen.

Ein paar Worte noch zum Verhältnis des Handweges zum Schlägerkopfweg: Fast alle Slicer machen ihren Schläger zu steil, da die Rechte zu früh vor die Linke kommt. Sie bringen außerdem ihre Hände im Abschwung zu weit nach vorne, was den Schlägerkopf auch weiter nach vorne bringt. Der falsche Handweg ist nur in ungefähr zehn Prozent der Fälle das Resultat einer zu frühen Schulterdrehung. 90 Prozent der Slicer bringen ihre Hände ohne falsche Schulterdrehung zu weit nach vorne, einfach, weil sie die Arme und Hände nach vorne Richtung Ball bewegen, statt nach unten Richtung rechter Ferse. Diese Bewegung der Hände in Richtung rechter Ferse nenne ich Senken der Arme. Wird die rechte Hand eher hinter die linke gebracht, statt fälschlicherweise zu früh davor, nenne ich das Abflachen. Meist verschwindet das Nach-vorne-Bringen der Hände jedoch automatisch, wenn man den Schläger abflacht. Umgekehrt passiert in der Regel das Gegenteil: Oft wird der Schläger sogar zunächst steiler, wenn man sich nur aufs Senken konzentriert. Das kann dann zwar zu einem späteren Abflachen führen — und das bringt den Schlägerkopf von innen an den Ball —, aber es erfolgt oft unkontrolliert und zu extrem. Deshalb lautet mein Rat: Konzentrieren Sie sich hauptsächlich aufs Abflachen und beobachten Sie, ob das Senken nicht kostenlos mit dazu kommt.

Es gibt noch eine Möglichkeit, von außen an den Ball zu kommen, selbst wenn man den Schaumstoff nicht trifft: Ist der Schlägerkopf vor den Händen am Ball, bewegt er sich mehr nach links als man das im Videobild von der Seite vermuten würde.

Kommt der Schläger von innen (Videokontrolle), dreht der Ball aber nicht nach links zurück, ist die Schlagfläche zu offen. Hier gerieten früher viele Golfer in eine Endlos-Schleife, weil sie nach der Schwungbahn-Korrektur versucht haben, die Schlagfläche durch Unterarmrotation zu schließen. So kam der Schläger wieder von außen. Die Folge waren enorme Ballverluste durch eine abwechslungsreiche Mischung hoher Push-Slices und flacher Pull-Hooks.

Die Schlagflächenstellung im Treffmoment ist jedoch das Ergebnis der Veränderung des linken Handgelenks. Ich habe dafür folgenden Namen: das Handschuhschild-Delta. Es geht um die Veränderung der Stellung des linken Handgelenks, wenn Sie Ansprechposition und Treffmoment vergleichen. Zeigt das Handschuhschild beim Ansprechen in die Luft und beim Treffen eher zum Boden, schließt sich Ihre Schlagfläche.

Beim Greifen mit der linken Hand hilft ein deutlicher Knick im Handgelenk. Könnte ich mir einen Handschuh leisten und trüge ich ihn hier, würde dessen Schild leicht nach oben zeigen.

Beim Slicer ist es eher umgekehrt: Da zeigt das Handschuhschild beim Treffen weiter in die Luft als beim Ansetzen. Ein leicht negatives Handschuhschild-Delta brauchen Sie, weil die Hände im Treffmoment weiter vor dem Ball sind als beim Ansprechen. Das öffnet die Schlagfläche, und das gilt es auszugleichen. Am einfachsten sorgen Sie beim Ausholen für das Handschuhschild-Delta, indem Sie das linke Handgelenk begradigen. Dazu neutralisieren Sie die Beugung des linken Handgelenks, die beim Ansprechen idealerweise 20 bis 30 Grad beträgt. Im höchsten Punkt bilden dann linker Unterarm und linker Handrücken eine Linie.

Je größer der Knick im linken Handgelenk beim Greifen und je kleiner im höchsten Punkt und beim Treffen, desto stärker schließt sich die Schlagfläche. Das rechte Handgelenk wird dabei fast bis zum Anschlag gebeugt.

Hier können Sie sich in Zeitlupe anschauen, wie der Schläger im ersten Teil des Abschwunges flach und hinten bleibt.